Unsere Zukunft war immer offen. Das gilt auch in Corona-Zeiten und danach. Noch im Februar konnten wir uns den realen März in Deutschland und der EU nicht vorstellen. Und jetzt Ende März 2020 können wir uns kein Bild über die zukünftige Welt Ende April vor Augen führen.
„Mitten im Shut-Down der Zivilisation laufen wir durch Wälder oder Parks, oder über fast leere Plätze. Aber das ist keine Apokalypse, sondern ein Neuanfang“, schreibt der prominente Zukunftsforscher Matthias Horx und Slavo Zizek, einer der populärsten Philosophen der Gegenwart, sei ebenfalls zum Höhepunkt der Coronakrise Mitte März wie folgt zitiert: „Wir werden durch Corona unsere gesamte Einstellung gegenüber dem Leben anpassen – im Sinne unserer Existenz als Lebewesen inmitten anderer Lebensformen.”
Gleiches gilt nach meiner Ansicht für die zukünftige Arbeitsweise und Zusammenarbeit in der EU. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung schreibt in Ihrem Artikel „Den Sturm nutzen“ vom 29.03.2020, wie unser Europa-Union-Mitglied und Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen dafür kämpft, dass die EU in der Corona-Krise zusammenbleibt. In der letzten Woche machte sie aus ihrem Herzen keine Mördergrube mehr und nutzte eine Sondersitzung des Europäischen Parlaments am Donnerstag dazu, den Mitgliedstaaten die Leviten zu lesen. Mit Schmerz blicke sie auf die vergangenen Wochen zurück, als Europa wirklich füreinander hätte da sein müssen, hätten zu viele zunächst nur an sich gedacht. Das gilt auch für Deutschland, da unser Gesundheitsminister Jens Spahn eine Ausfuhrbeschränkung für Schutzkleidung erlies, die auch für die gesamte EU galt! Von der Leyen griff zum schärfsten Schwert, das sie in solchen Fällen hat: Sie drohte mit einem Vertragsverletzungsverfahren. Postwendend wurde sein Erlass abgeändert und tatsächlich war Deutschland dann das erste Land, das Italien Hilfe lieferte. Kein einziger EU-Mitgliedstaat kann heute seinen Bedarf an lebenswichtigen medizinischen Gütern und Ausrüstungen aus eigener Kraft decken. Beispielsweise stellt das Lübecker Medizintechnik-Unternehmen Dräger Beatmungsgeräte her, die jetzt überall auf der Welt gefragt sind. Doch achtzig Prozent der Wertschöpfung liegen in den Nachbarstaaten. Würde sich Deutschland abriegeln, bekäme Dräger von dort keine Teile mehr!
Die Corona-Krise zeigt uns deutlich, wie abhängig wir heute EU- und weltweit voneinander sind! Sie ist die Nagelprobe für unseren europäischen Geist. In diesem Sinne: Bitte setzen Sie sich als europäische Bürgerinnen und Bürger sich weiterhin mit all Ihren verfügbaren Kräften für unsere europäischen Werte ein! Bleiben Sie gesund!
Dieter Schornick, KV Aschaffenburg