In einem Moment, in dem ausgerechnet in der fried- und erwartungsvollen Adventszeit die Politik nur mit äußerster Selbstdisziplin Spannungen zwischen Ost und West vor einer Eskalation bewahren kann, gelang der Musik mühelos ein harmonisches Zusammenspiel zwischen machtvollem russischen Chorgesang und den besten Komponisten europäischer Prägung.
Christiane Fenn, die Vorsitzende des Kreisverbandes Schweinfurt hatte schon zum zweiten mal zu einem vorweihnachtlichen Konzert eingeladen und mit dem Bürgersaal im Alten Rathaus von Gochsheim einen Raum gefunden, der von seiner heimelich warmen Ausstrahlung her für die Veranstaltung wie geschaffen war. Die Bürgermeisterin Helga Fleischer begrüßte ihre Gäste mit großer Herzlichkeit, ging kurz auf die europäisch-russische Geschichte und die Verdienste der Europa-Union ein, die sich seit vielen Jahren erfolgreich bemüht, so sagte sie, Europa mitzugestalten und den Bürgern nahezubringen.
Hochkarätig und international bekannt waren die Künstler aus Mokau, die vier Sänger des St. Daniel Chors. Dr. Vladislav Belikov, der Leiter des Vokalensembles, stellte sich und seine Gruppe, gekleidet in das einfache schwarze Gewand orthodoxer Mönche, vor.
Er gehört der Gruppe seit 1991 an und ist seit 2001 ihr Leiter. Es liegt also auf der Hand, dass der erste Teil ihrer Darbietung der russisch orthodoxen Kirchenmusik verpflichtet war. Es sollte ein Moment des Innehaltens in unserer leider zu sehr von Hektik geprägten westlichen Welt sein und er wurde es so perfekt, dass auch diejenigen, die soeben nur mit hartem Gesicht in den bis zum letzten Platz gefüllten Raum gehetzt waren, entspannt in die Zwischenpause gingen: von echten Könnern dargebotene geistliche Musik hatte ihre therapeutische Wirkung wie von selbst entfaltet. Nach der Pause gaben sich die Sänger des Vokalensembles weltlicher in ihrer Kleidung und den ausgewählten Stücken. Wenn auch Dr. Belikov nebenbei Russlands Tradition des a capella Gesangs pries, durften sich jetzt die Besucher an Einzelvorträgen der zwei Tenöre und des Basses mit Klavierbegleitung ihres Leiters erfreuen. Wer denkt nicht sofort an Ivan Rebroff, wenn der Tenor Artem Pawlow „Steht ein Soldat am Wolgastrand“ aus dem Zarewitsch intoniert und applaudiert begeistert, wenn eine ganz neue Seite dieses altbekannten Liedes zum Vorschein kommt! Weihnachtlich und festlich präsentierte der Bass Anatoly Obrazeston „Süße Träume“ von Tschaikowsky, mit verhaltener Schwermut interpretierte der lyrische Tenor Pavel Klimeskov Rachmaninows Romanzen.
Den Rahmen für das großartige Konzert hatte Andrea Schärringer, die Leiterin des Zweckverbandes der Musikschule Schweinfurt zusammengestellt. Es gelang ihr nur schwer Vorstellbares. Der dreizehnjährige Sandro Orloff, Bundespreisträger von „Jugend musiziert“, zauberte in der Einleitung zum Abend mit den Danses et Toccata der zeitgenössischen Komponistin Jeanne Marie Laruelle und im Ausklang mit den volkstümlichen Weisen, wie „Süßer die Glocken nie klingen“ oder „Adeste fideles“, zarte Weihnachtsstimmung in den Bürgersaal. Die Königin der Instrumente, die Harfe konnte in diesem Raum mit seinem Fachwerkgebälk ihre volle Schönheit perlender Klänge in der Hand eines jugendlichen Meisters entfalten.
Gleichzeitig einfühlsam und äußerst akurat ließ der gleichaltrige Jareem Willmore am Konzertflügel Werke von Beethoven, Chopin, Mozart und Grieg erklingen. Zwei Schüler machten kongenial mit echten Profis aus Russland ein vorweihnachtliches Konzert zu einem überwältigenden Erlebnis.
Ein begeistertes Publikum dankte es ihnen mit lang anhaltendem Applaus.
gez. Edgar Schuck, 2. Vorsitzender