Beim Dämmerschoppen der Europa-Union berichtete Heinz Ziegler über seine drei Jahre zurückliegende Reise in den Iran. Wie gefährlich ist dieses muslimische Land für uns Europäer?

Unsere Vorstellungen entsprechen nicht der Wirklichkeit. Es gibt einen modern-westlich orientierten Lebensstil der städtischen Bevölkerung. Dennoch ist das Land bleibend muslimisch geprägt. Die oberste Instanz, etwa unserem Verfassungsgericht gleichgesetzt, ist der sogenannte Wächterrat. In diesem Gremium wird mit dem Koran als verbindliche Grundlage der Entscheidungsfindung Recht gesprochen. Die Regierung, wie das Volk ebenfalls, wird am kurzen Zügel gehalten. Traditionelle Normen sind einzuhalten. Darüber wacht der ausschließlich mit Geistlichen besetzte Wächterrat, sagte Heinz Ziegler.
Welche großartige Kultur des Altertums, Schätze in Stein gehauen, im Sand verborgen lagen und erst im letzten Jahrhundert freigelegt wurden, das dokumentierte Ziegler mit seiner Kamera. Jahrtausend alte Tempel- und Grabanlagen. Von gigantischem Umfang. In ihrer Einmaligkeit beeindruckend. Über Jahrtausende vom Flugsand begraben. Teilweise in Kriegen zerstört. Auch Alexander der Große machte keinen Halt, wenn es darum ging, ein Volk durch die Zerstörung seiner Heiligtümer zu demütigen.
Die Teilnehmer waren vom Beginn des bildgestützten Vortrages an fasziniert. Der Iran, bis 1935 Persien genannt, war ein Großreich, das in der Antike vom nördlichen Griechenland bis an die Grenzen Indiens reichte. Die Herrscherfamilien kamen und gingen, das Reich selbst hatte immer Bestand. Die Herrschernamen Kyros, Darius und Xerxes haben sich in die Weltgeschichte eingeschrieben.
Irans heutige räumliche Größe ist noch immer beeindruckend. Das Land ist viermal größer als die Bundesrepublik Deutschland. Heute lebt der Großteil der Bevölkerung in Städten mit Einwohnerzahlen die die Millionengrenze überschreiten. Teheran, die heutige Hauptstadt weist nach den jüngsten Schätzungen siebzehn Millionen Einwohner aus. Fünfundsiebzig Millionen Menschen leben auf dem iranischen Staatsgebiet. Der Anteil der Jugendlichen ist überraschend hoch.
Erstaunlich häufig findet man unter der akademischen Jugend junge Menschen die Deutsch sprechen. Für viele junge Iraner ist es ein Traum Medizin zu studieren und in Deutschland als Arzt zu arbeiten, erklärte Ziegler.
Der Islam in der schiitischen Ausprägung schuf Moscheen, Paläste und Parkanlagen von hinreißender Schönheit. Schöpfungen einer bedeutenden Hochkultur. Moscheen die heute errichtet werden sind nicht weniger aufwändig gestaltet und bleiben dem klassischen Stil treu. Die Handwerkskunst ging nie verloren.
Vorsichtig öffnet sich das Land dem Tourismus. Es herrscht Visumspflicht. In den Hotels ist alte orientalische Pracht und Kultur noch immer gegenwärtig. Gäste aus den westlichen Ländern sind willkommen.
Bei aller Sympathie für den Iran, dieses Land unterstützt mit Geld und Waffen das schiitische Assad-Regime in Syrien. Verlängert dadurch diesen Bürgerkrieg und damit das Leiden der Bevölkerung.
Die Iraner sind ein stolzes Volk das mit einem Anspruch nach außen auftritt, der sich aus ihrer Geschichte ableitet. Es kostete die Weltgemeinschaft große Mühe den Iran vom Bau einer Atombombe abzuhalten.

Zuhörer im Clubkeller des Europa-Hauses

Zuhörer im Clubkeller des Europa-Hauses

Die Teilnehmer quittierten den Vortrag von Heinz Ziegler mit Beifall. Er weckte die Reiselust der Anwesenden. Ob die Europa-Union im kommenden Jahr eine Reise in den Iran durchführen wird? Erste Überlegungen dazu wurden bereits vom Ehrenvorsitzenden Edgar Hirt angestellt.