Unter diesem Motto trafen sich der Literat Petros Markaris und der Griechenlandkenner Dr. Jens Bastian zu einem Gespräch, moderiert vom Geschäftsführer der Südosteuropa-Gesellschaft, Dr. Hansjörg Brey. Markaris, international bekannt durch seine Kriminalromane, las aus seinem neuesten Roman. „Zurück auf Start. Ein Fall für Kostas Charitos“ ist der jüngste Band einer Quadrilogie, geschrieben seit 2008 vor dem Hintergrund der großen griechischen Krise.

Dort erhält man Einblicke in den Alltag der Menschen, etwa des Kommissars, der von seiner Pension nicht wird leben können oder darüber, wie man mit 420 € zurechtkommt, wenn man wegen der Kapitalverkehrskontrollen wöchentlich nicht mehr zur Verfügung hat. Für die Menschen in Griechenland „ist die Krise zum Alltag“ geworden, so Markaris; die Leute hätten gelernt, mit den täglichen Problemen zu leben, jedoch gebe es inzwischen erste Ansätze zur Besserung. Die Regierung Tsipras habe hinzugelernt, aber der Preis für sein spätes Lernen sei enorm. Auch für Jens Bastian, ehemaliges Mitglied der Task Force for Greece der Europäischen Kommission und gefragter Experte, ist die Krise noch nicht vorbei, aber es gebe auch Positives zu berichten: etwa die neue deutsch-griechische Zusammenarbeit in der Steuerverwaltung sowie der Justizbehörden in der Korruptionsbekämpfung oder die für Griechenlands Tourismusbranche so bedeutsame (wenn auch späte) Einigung mit Fraport über die Nutzungsrechte an griechischen Regionalflughäfen.
In der anschließenden Aussprache sahen Diskutanten eine ermutigende Entwicklung in der Wahl von Kyriakos Mitsotakis zum neuen Vorsitzenden der griechischen Oppositionspartei Nea Dimokratia. Dieser kenntnisreiche Politiker zeige als Einziger einen Ansatz zum Umdenken. Mit ihm gebe es die Chance zu Kompromissfindungen in der griechischen Politik; er könne dazu beitragen, die aggressive Konfrontation zwischen den Parteien – ein Erbe des Bürgerkrieges- zu beenden.
In der Flüchtlingsfrage zeigen sich Markaris und Bastian beeindruckt von der andauernden Hilfsbereitschaft insbesondere vieler junger Leute, aber auch der griechisch-orthodoxen Kirche. Man müsse wissen, dass in Griechenland der Flüchtlingsstrom schon seit 3 Jahren anhalte. Deshalb stimme es auch hoffnungsvoll, dass die rechtsextremistische Partei „Goldene Morgenröte“ nicht an Bedeutung zugenommen habe.
Die Krisenzeit werde in Griechenland noch lange nicht beendet sein, auch angesichts neuer Exit-Drohungen (Schengen-Ausschluss). Man müsse hoffen, dass vor allen Dingen „die kleinen Leute“ weiter durchhalten.