Im Nürnberger Rathaus fand der hochkarätig besetzte der Europadialog der Europa-Union Bayern zum Thema „Europa nach der Bundestagswahl. Auf dem Podium diskutierten Markus Ferber (CSU), Dr. Anton Hofreiter (Bündnis90/Die Grünen), Maria Noichl (SPD) und Prof. Sandra Eckert von der FAU unter Moderation des Landesvorsitzenden Thorsten Frank.

Einig waren sich die vier Podiumsgäste in der Einschätzung dass dem zunehmenden „Weaponising of everything“, also alles als Waffe einzusetzen, wie etwa Prozessoren, Getreide oder fossile Energien, wirkungsvoll durch mehr gemeinsame Anstrengungen begegnet werden müsse. Auch in weiteren Bereichen müssten mit Ländern Lösungen gefunden werden, die voran gehen. Das habe sich beim Thema Schengen oder der Einführung des Euros bewährt.

Vor allem aber müsse in der EU die deutsche Enthaltung zu wichtigen Fragen, dem „German Vote“, mit Führung statt Blockade begegnet werden. Markus Ferber zitierte den früheren Bundeskanzler Helmut Kohl, mit wir müssen „Führen ohne dass die anderen es spüren“. Maria Noichl sprach von vier Musketieren – Europa müsse geeinter werden in der Verteidigung, in Friedensfragen, der sozialen Sicherung und der grünen Transformation. Ob der unter der Voraussetzung einer nuklearen Teilhabe mit den USA georderte F35 Flugzeuge die richtigen sind, müsse in der aktuellen Lage dringend geprüft werden, war sich Anton Hofreiter sicher. Auf die zwei Brüche durch den Angriffskrieg Russlands und dem Seitenwechsel der USA sowie den Ambitionen Chinas müsse Europa angemessen mit Stärke und Klugheit antworten. Ein Appeasement mit Autokraten funktioniere nicht. Die Wissenschaftlerin Prof. Dr. Sandra Eckert hob zudem die Bedeutung der Neusortierung wirtschaftlicher Verflechtungen wie etwa durch Handelsverträge mit weiteren demokratischen Staaten und einer Antwort auf die Verwerfungen in den USA im wissenschaftlichen Bereich vor.

Diskutiert wurden auch weitere Herausforderungen europäischer Außen- und Verteidigungspolitik, wie etwa dem Umgang mit den USA und den Folgen für die Sicherheit Europas. Insbesondere die Anschaffung der F-35 Kampfjets angesichts der ungewissen Zukunft der transatlantischen Beziehungen lösten Fragen aus, die sehr genau analysiert werden müssten. Alle Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer forderten eine aktive und führende Rolle Deutschlands in der EU. Im Zentrum standen unter anderem die europäische Integration und die Unabhängigkeit Europas, sowohl bei der Verteidigung als auch beim Abschluss neuer Handelsabkommen, wie etwa dem Mercosur-Abkommen mit Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay.

Am Ende des Europadialogs hatte auch das Publikum die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Besonders die mögliche Erweiterung der EU in der Zukunft interessierte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Positiv wurde auch die Annäherung des Vereinigten Königreichs an die EU wahrgenommen. Im Anschluss führten zahlreiche Interessierte die Diskussionen und Gespräch bei einem get together in der Ehrenhalle im Rathaus weiter.