Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger begrüßte den studierten Politikwissenschaftler und Soziologen Andreas Christ, Mitglied im Rednerdienst Team Europe der Europäischen Kommission. Christ folgte der Einladung des städtischen Europabüros und berichtete sehr anschaulich über das Thema „EU-Wozu“.
Holzinger freute sich besonders, die über die 400 Schülerinnen und Schüler des Vöhlin-Gymnasiums, der Städtischen und Staatliche Realschulen, der FOS/BOS, des BBZ sowie die Auszubildenden von Magnet Schulz, der Stadt Memmingen und die Mitglieder der Europa Union in dem voll gefüllten großen Saal der Stadthalle, die der Einladung des städtischen Europabüros gefolgt sind, willkommen zu heißen. Er zeigte sich auch erfreut, dass die Veranstaltung auf so großes Interesse stößt. Sein Dank ging an die Schulen für die großartige Unterstützung sowie an die Europäische Kommission, Vertretung Deutschland.
Christ präsentierte das Thema „EU-Wozu“ einmal auf ganz andere, wahrlich „bewegende“ Art und Weise: Er wählte hierfür ein „4-Ecken Spiel“. Sechs Fragen stellte er den Zuhörern, zu deren Beantwortung sie sich jeweils in eine Ecke des Raumes bewegen mussten. Die verschieden Fragen drehten sich um das Thema Politik- und EU-Verständnis, wie beispielsweise “An der EU gefällt mir nicht., dass…“ den Fragen folgten vier Antwortmöglichkeiten: 1)„… ich nicht verstehe, dass man nicht alle politischen Entscheidungen in Deutschland treffen kann“, 2)„…es so viel Geld und Risiko für alle kostet, wenn es einem Land finanziell schlecht geht“, 3)„… nicht jedes Land einfach beitreten kann (z. B. die Türkei). Klarer Sieger war die letzte Möglichkeit 4)„…ich gar nicht mitbekomme, was überhaupt die EU ist und wer, was, wann entscheidet“.
Bei einer anderen Frage zeigte sich, dass sich die Jugendlichen weder als „Bürger Memmingens und Umgebung, noch als Deutscher, Europäer oder Sonstiges fühlen, sondern einfach die Alternative „Ich bin ich“ wählen. Wenig Verständnis zeigten sie auch dafür, dass die EU-Länder helfen müsste, wenn es anderen Mitgliedssaaten finanziell schlecht geht.
Um das Verständnis für die EU und den Wert der Europäischen Union zu unterstreichen, veranstaltet Alexandra Störl, die Leiterin des Memminger Europabüros, häufig derartige Veranstaltungen. „Wir wollen die Jugendlichen für das Thema Europa sensibilisieren. Ein geeintes Europa ist keine Selbstverständlichkeit. Dies gilt es zu schützen und zu bewahren“, so Störl.
Christ legte in seinem sich an das Spiel anschließenden Vortrag den Schwerpunkt auf die Frage „Warum eigentlich ein gemeinsames Europa?“. In Zeiten der sich überlagernden Krisen ist es wichtig, dass man sich auf die grundlegende Idee hinter der europäischen Einigung besinnt. Er erinnert daran, dass es nach den verheerenden Weltkriegen in Europa nur zwei zentrale Interessen gab: „Frieden und Wiederaufbau mit Entwicklung der Wirtschaft. Beide Motive sind heute noch so aktuell wie damals. Kriegerische Handlungen finden nicht weit von der europäischen Grenze entfernt statt und wirtschaftliche Entwicklung brauchen wir heute noch genau so, wie vor 70 Jahren“.
Hinzu gekommen sind die neuen Herausforderungen der Globalisierung, einer multipolaren Welt und die jüngsten Erfolge national-fokussierter Parteien bei Wahlen innerhalb Europas. Er scheute sich auch nicht Bezug auf einige gängige Kritikpunkte an der EU zu üben. Dennoch resümiert er: „Gerade in schwierigen Zeiten für die europäische Idee müssen wir uns immer Fragen: Warum ist Europa eine gute Idee? Vieles wurde in den letzten Jahren schon selbstverständlich und man weiß viele Errungenschaften gar nicht mehr entsprechend zu würdigen, die uns heute das Leben einfacher und friedvoller machen.“ Zu nennen seien hier nur beispielhaft: Die Reisefreiheit, der einheitliche Binnenmarkt und natürlich seit 70 Jahren Frieden.