Hans-Josef Fell hat beim Frühschoppen im Europa-Haus einen Vortrag zum Thema „Klimapolitik – europäisch und global“ gehalten. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen und Sprecher der Partei für Umweltfragen, ist heute ein weltweit bekannter Fachmann für ökologische Fragen. Das Europa-Haus war bei diesem Frühschoppen bis auf den letzten Platz besetzt.
Es ist der Klimawandel der letzten Jahre, der für weitreichende geopolitische Veränderungen gesorgt habe. Am Beispiel Syrien machte Fell es verständlich. Erderwärmung durch Treibhausgase in der Atmosphäre, deutlich vermehrte Sonneneinstrahlung und weniger Niederschläge hätten in Syrien die gewachsene agrarische Grundlage des Volkes zerstört. Die Böden sind vertrocknet. Ackerland und Grasland für eine Weidewirtschaft sind verschwunden. Die Landbevölkerung verließ ihre Dörfer, strömte in die Städte. Ihre Arbeitskraft wurde kaum benötigt. Die existenziellen Grundlagen gingen verloren. Hass und Aggression fanden einen Nährboden. Die Gemeinschaft der Syrer fiel in Gruppen auseinander. Diese bekämpften sich im eigenen Land militärisch. Mit dem Zerbomben der syrischen Städte war der Masse der Syrer die Existenzgrundlage genommen. Das Ergebnis: Hunderttausende von Syrern machten sich auf den Weg nach Europa oder wurden in Lagern in der Türkei und in Jordanien aufgenommen. So die Sicht von Fell. Der Fall Syrien ist für den Referenten exemplarisch.
Schuld der Politik
Fell machte klar, wie bei fast allen Konflikten das Klima eine Rolle spielt. Wassernot, Dürre, Hungersnot. Ethnische Konflikte brechen aus. „Wer nichts zu verlieren hat, wagt alles. Ein Ergebnis des Klimawandels“, sagte Fell. Nach Fells Überzeugung hätten erneuerbare Energien in Deutschland und Europa weitaus höhere Anteile am Energieverbrauch erreichen können. Fell gab der Politik die Schuld. Es seien weltweit agierende Konzerne, die kein Interesse daran hätten, dass ihre Investitionen in Bohrinseln und Pipelines wegen Unwirtschaftlichkeit aufgegeben werden und ihre Gewinne sich bei schrumpfenden Absatzmärkten schmälern. Allen Regierungen der Industrieländer wurden bei der letzten Klimakonferenz in Paris 2015 die Rote Karte gezeigt. Wirtschaftspolitik, die das Ganze über Grenzen hinaus nicht aus den Augen verliert, sei gefordert. Klimaschutz, Artenschutz, gerechter Zugang zum Wasser gewinnen von Jahr zu Jahr mehr an Bedeutung.
Hans-Josef Fell bekam viel Beifall für seinen Vortrag. Dieter Galm, der als Leiter des Arbeitskreises für Politik und Gesellschaft mit seinem Team, Rudolf Romanczik und Ernst Deier, die Zusammenkunft vorbereite, dankte Hans-Josef Fell, ebenso wie der Kreisvorsitzende Hans-Dieter Scherpf.