Bis auf den letzten Platz besetzt war das Europa-Haus am Viehmarkt, als die Europa-Union zum Vortrag „Griechenland gestern, heute und – morgen?“ eingeladen hatte. Griechenlands Staatsverschuldung, auch wenn durch die Flüchtlingstragödie im Moment aus den Medien verschwunden, ist und bleibt langfristig ein nicht lösbares Problem für das Europa der 28 Mitgliedsstaaten. Der Referent der Hanns-Seidel-Stiftung, Peter Bauch, nannte die Probleme beim Namen und legte die Ursachen offen.
Griechenland selbst ist zusätzlich zu allen anderen Schwierigkeiten zur Zeit in hohem Maße von den aus Syrien, Jordanien, Türkei ankommenden Flüchtlingsströmen betroffen. Das sogenannte Dublin- Abkommen mit Brüssel wird nicht eingehalten. Griechenland will und kann die Forderungen aus Brüssel nicht erfüllen. Es verweist auf leere Kassen und die fehlende materielle und personelle Ausstattung.
Der Referent schilderte zunächst die Anfänge des Staates Griechenland. Im Kampf gegen das schwache, zerfallende Osmanische Reich wurde das moderne Griechenland geboren. Die herrschenden Mächte verfolgten geostrategische Ziele. Nicht anders ist heute die Einstellung der westlichen Regierungen, einschließlich der USA. Griechenland darf nicht als südöstlicher Pfeiler Europas verloren gehen. Die Einbindung Griechenlands in die europäische Staatenfamilie war von der Vernunft her geboten.
Ein Leben auf Pump
Allen damals führenden Politikern war die wirtschaftliche Schwäche Griechenlands bekannt. „Europa hat gewusst, wie es um die Wirtschaftskraft steht und dass sich daran auch auf lange Sicht nichts ändern wird“, sagt Bauch. Mit Tourismus allein und den griechischen Großreedereien, die bei Milliardengewinnen immer steuerfrei blieben, war kein eigener Staat zu machen. Man lebte auf Pump. Die geliehenen Gelder flossen in den Konsum.
Eine überbordende Staatsverwaltung mit einem unangemessen hohen Beamtenapparat wurde aufgebaut. Mit dem Einzug der Steuern nahm man es nicht so genau. Steuerschlupflöcher wurden nicht gestopft. Die Liste des Versagens ließe sich fortsetzen. „Annähernd 400 Jahre unter muslimischer Herrschaft der Osmanen nahm Griechenland eine völlig andere Entwicklung als die übrigen europäischen Völker. Diese schufen starke Nationalstaaten. Das war den Griechen verwehrt“, so Bauch. Der Staat war für die Griechen immer „der Feind, den es zu unterlaufen galt“.
Die Moderation der gelungenen Veranstaltung hatte Dieter Galm der Leiter des Arbeitskreises Politik und Gesellschaft (APG) der Europa-Union Hammelburg. Er bedankte sich bei den Referenten und bei den Zuhörern die viele interessante Fragen stellten.
Dieter Galm