Karoline Hastreiter, Vorsitzende des Stadt- und Kreisverbandes Amberg-Sulzbach, fuhr mit 42 EU-Mitgliedern und Gästen vom 7. bis 14. Juni 2015 ins Baltikum – das sind die Länder Litauen, Lettland und Estland, die 1990/91 ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion erlangten und seit 2004 Mitglieder der EU sind.

Die Amberger-Sulzbacher Gruppe flogen nach Vilnius und fingen ihre Rundreise in Litauen an, dem größten der drei baltischen Staaten. Die litauische Hauptstadt war 2009 die Kulturhauptstadt Europa und hat auf rd. zwei qkm die größte Altstadt in Osteuropa. Mit 40 prunkvollen Kirchen und Klöstern zählt sie seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Von Klaipéda, der ältesten Stadt Litauens, fuhr die Gruppe am dritten Tag zur Kurischen Nehrung, die im Jahr 2000 als Kulturlandschaft in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde. In der unberührten Natur bewunderte sie u. A. das Sommerhaus des berühmten deutschen Schriftstellers Thomas Mann, der mit seiner Familie dort drei Sommer verbrachte und als absolutes Highlight die Parniddener Düne, südlich von Nidden. Jeder war vom Ausblick überwältigt: Sand über Sand der Wanderdünen vom Wind modelliert, mit einer seltenen Pflanzenwelt und Jahrhunderte alten Bäumen. Links das Haff und auf der rechten Seite im gleißenden Sonnenlicht die Ostsee.

Tags darauf verließ die Gruppe Klaipéda und fuhr auf einer landschaftlich reizvollen Straße von Litauen nach Lettland, der zweitgrößten Republik des Baltikums. Am Spätnachmittag erreichten wir die alte Hansestadt Riga. Im Mittelalter prägte die deutsche Oberschicht der Kaufleute das Stadtbild nachhaltig und ließ Kirchen, Handelskontore, Bürger- und Gildehäuser errichten. Dann entstanden in der Rigaer Neustadt ganze Straßenzüge mit Wohnhäusern in üppigem Jugendstil und Riga wurde 1918 Hauptstadt des lettischen Nationalstaates. Im 2. Weltkrieg besetzten dann die Sowjets Lettland. Eine neue Unabhängigkeitsbewegung formierte sich und im August 1991 wurde in Riga die Unabhängigkeit Lettlands verkündet. Seit 2004 ist es vollwertiges Mitglied sowohl der EU als auch der Nato.

Der folgende Tag wurde zu einem unvergesslichen Erlebnis. Zuerst besuchten wir das Europa Haus, in dem die verschiedenen Mitgliedsländer des Europarats mit Büros vertreten sind. Andris Kuznieks, ein Lette der für die Europäische Kommission arbeitet, begrüßte uns herzlich und ging in seiner Rede auf europäische Themen und Probleme ein. Nachmittags
Wurden wir in der Deutschen Botschaft der stell. Botschafterin Manja Kliese empfangen, die in einem kurzweiligen, lockeren Dialog von den generellen Aufgaben der deutschen Botschaft in Riga und den protokollarischen Verpflichtungen bei Staatsbesuchen berichtete.

Danach traf man sich vor dem berühmten Schwarzhäupterhaus, das 1334 als Versam-mlungshaus aller Gilden erbaut und zwischen dem 16. und 19. Jh. mehrfach umgebaut wurde. Nachdem es im 2. Weltkrieg von den deutschen Truppen bei der Einnahme Rigas zerstört wurde, wurde es in Vorbereitung der 800-Jahr-Feier der Stadt im Jahr 2001 innerhalb von sieben Jahren originalgetreu rekonstruiert. Da der lettische Präsident 2012 das Gebäude bezog, ist eine Besichtigung des Inneren normalerweise nicht möglich. Dank guter Beziehungen von Karoline Hastreiter und unter Beachtung größter Sicherheitsmaßnahmen durften wir das Gebäude betreten und den prächtigen Festsaal „Lübeck“ besichtigen. Anschließend stand im Konferenzraum Andris Piebalgs, ehemaliger EU Kommissar u. hoher lettischer Diplomat und jetziger Präsidentenberater, Rede und Antwort zu aktuellen politischen und wirtschaftlichen Themen.
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Am 6. Tag ging es von Riga auf geraden, sehr verkehrsarmen Straßen an der Ostsee entlang nach Estland. Zu Estland gehören etwa 3.800 km Ostseeküste, 1520 Inseln und über 1.400 tiefblaue Seen inmitten lichter Birken- u. Kiefernwälder. Am späten Nachmittag erreichten wir Tallinn, das jeder nach dem Abendessen auf eigene Faust erkunden konnte.

Bevor am nächsten Tag die Altstadt auf dem Programm stand, ging es zur Tallinner „Sängerwiese“. Alle fünf Jahre versammeln sich im Juli zehntausende Chorsänger in Volkstrachten und hunderttausende Zuhörer zum Sängerfest. Auf der 1960 erbauten Sängerbühne können bis zu 30.000 Sänger gemeinsam singen. Weiter ging’s nach Pirita, das etwa 6 km vom Stadtzentrum entfernt am Meer liegt. Als 1980 in Moskau die XXII. Olympischen Spiele stattfanden, wurde die Segelregatta hier durchgeführt. Es entstand das Olympische Segelsportzentrum mit Pressezentrum und dem olympischen Dorf, das heute von Studenten bewohnt wird.

Nun stand die Altstadt von Tallinn auf dem Programm, die seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Die Tour fing am Domberg an und ging auf kopfsteingepflasterten Gassen von der Oberstadt bergab zum Rathausplatz. Dort gab es viele Cafés und Restaurants, von wo sich das lebendige Treiben gut beobachten ließ. Anschließend fuhren wir zum estnischen Schifffahrtsmuseum, wo in drei zusammenhängenden Hangars anhand von verschiedenen Wasserfahrzeugen die Welt auf und unter Wasser gezeigt wurde. Hier konnte man vor allem das U-Boot „Limbit“ besichtigen, das in den Jahren 1937-1940 zu den gefürchtetsten Kriegsschiffen Estlands gehörte.

Bevor wir am letzten Tag zum Flughafen fuhren, machte wir noch einen Abstecher nach Kadriorg, wo 1718 Zar Peter der Große für seine Gemahlin Katharina I. „Schloss Katharinen-thal“ als Sommerresidenz bauen ließ. Im Schloss ist heute ein Kunstmuseum und wir konnten in einer Führung Werke europäischer und russischer Künstler betrachten.

Es waren sich alle einig, dass die Reise durch das Baltikum großartig war und jedes dieser Länder eine Fülle historischer und kultureller Sehenswürdigkeiten bot. Die Gruppe war fasziniert von den wunderschönen Altstädten der drei Hauptstädte Vilnius, Riga und Tallinn. Besonders der Tag an der Kurischen Nehrung und der Tag in Riga mit der europäischen Note werden allen noch lange in Erinnerung bleiben.