Ernst Schulten von der Hochschule Aschaffenburg und der Vorsitzende der Europa-Union Aschaffenburg, Dieter Schornick, setzten die Reihe Ihrer Europa-Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Main-Echo und der VHS am 22.10.2017 im Casino-Kino Aschaffenburg vor 70 interessierten jungen und jung gebliebenen Europäerinnen und Europäern fort. Durch die gesamte Veranstaltung „Aus den Trümmern des 2. Weltkriegs in die digitale Zukunft der Europäischen Union – – eine spannende Zeitreise über 80 Jahre“ führte Ernst Schulten, der Leiter des Career Service der Hochschule Aschaffenburg.

Dieter Schornick eröffnete und moderierte die Podiumsdiskussion, die mit eindrucksvollen Schilderungen von Ursula Schleicher, ehemalige Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und Dr. Renate Heinisch, Mitglied im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) startete. Sie schilderten bewegend, was sie alles noch in Ihrer Kindheit während des 2. Weltkrieges erlebten und wie sie das alles noch heute beschäftigt! Dieter Schornick berichtete über seine beruflichen Erfahrungen als Deutscher in Europa und Australien. Prof. Dr. Alexandra Angress, Dozentin der Hochschule Aschaffenburg und Europaexpertin stellte voller Begeisterung das EU Bildungsprogramm Erasmus+ Programm und seine Verdienste vor. Erasmus+ sei nicht nur eines der sichtbaren Erfolgsgeschichten der EU indem es Europa konkret erlebbar mache, der Auslandsaufenthalt fördere auch nachweislich die Persönlichkeitsbildung wie Selbständigkeit und Offenheit aber auch interkulturelle und sprachliche Fähigkeiten und verbessere somit auch die Karrierechancen der jungen Menschen. Ein exzellentes Beispiel seien hierfür die EU-Außenbeauftrage Federica Mogherini sowie der ehemalige finnische Ministerpräsident. Emily Fella, Europa-engagierte Schülerin des Dalberg-Gymnasiums, illustrierte Ihre Begegnungen mit jungen Europäern im Rahmen des Europäischen Jugendparlaments und beim Jugendevent „Your Europe, Your Say“ in Brüssel. Dort durfte sie Deutschland im März mit zwei weiteren Schülern des Dalberg-Gymnasiums vertreten. In der Diskussion mit dem Publikum erläuterten Ursula Schleicher, Dr. Renate Heinisch und Dieter Schornick, die Arbeitsweise der EU-Institutionen und in welcher Form Sie direkt an vielen EU-Gesetzgebungsverfahren beteiligt waren. Der in der Bevölkerung kaum bekannte EWSA, in dem Dr. Renate Heinisch heute noch aktiv und EU-weit tätig ist, bildet die gesamte Gesellschaft ab. Sie vertritt dort die Interessen der Senioren, die bei der Erarbeitung von neuen EU-Gesetzen zu berücksichtigen sind. Für Prof. Dr. Alexandra Angress seien Erfolgsgeschichten, wie „Erasmus+“, gerade in diesen Zeiten der Gegenwind, der die europäischen Werte Europas wie Toleranz, Offenheit und Solidarität hochhalte und die Jugend zusammen führe. Mittlerweile wurden über 9 Millionen Erasmus-Teilnehmer (darunter allein 3 Millionen Studierende) gefördert und viele Freundschaften, wie auch junge europäische Familien, seien dadurch entstanden. Künftig müsse aber noch mehr Geld in EU- Bildungsprogramme wie Erasmus+ investiert werden, damit noch mehr Menschen in Europa von diesen Chancen profitieren. Emily Fella beschrieb eindrucksvoll, wie sich junge Menschen nach europäischen Idolen, wie Emanuel Macron sehnen, die sich für eine Erneuerung der europäischen Idee einsetzen und damit wieder die Jugend Europas begeistern. Voller Sorge wurde die Frage gestellt, wie man bildungsfernen Gesellschaftsschichten die Werte der EU, wie Demokratie, Frieden, Freiheit und Toleranz vermitteln kann, um den nationalistischen Tendenzen entgegen zu wirken. Eine bessere Bildung, Mut zum Dialog und mehr Einsatz für eine gerechtere soziale Gesellschaft sind einige der Lösungsansätze die genannt wurden. Am Anschluss an die Podiumsdiskussion wurde eine sehr sympathische Videobotschaft des jungen Grünen-Europaabgeordneten Jan Philipp Albrecht eingespielt, der aus terminlichen Gründen nicht zur Präsentation des Films „Democracy – im Rausch der Daten“ kommen konnte. Es ist „DER FILM“ über unsere digitale Zukunft in der EU. Die Hauptrolle spielt MEP Albrecht, der zwei Jahre bei der Ausarbeitung der Datengrundschutzverordnung als zuständiger Berichterstatter des Europäischen Parlaments filmisch begleitet wurde. Hier konnte man den demokratischen, komplizierten und recht zeitaufwendigen Brüsseler-Gesetzgebungsprozess kennenlernen. Die EU-Datengrundschutz-verordnung muss in 2018 vom Bundesministerium des Innern in deutsches Recht umgesetzt werden und betrifft uns alle! Die gesamte viereinhalbstündige Veranstaltung war ein großartiger Erfolg und fand sehr viel Lob und Anerkennung beim Publikum.