Experten Einschätzungen zum digitalen Euro
Ganz unterschiedliche Ansichten brachten die vier Experten zur Frage von Chancen und Risiken der Einführungen eines digitalen Euros mit sich. Während Prof. Dr. Joachim Wuermeling als Anwalt und Wissenschaftler sowie ehemaliger Bundesbank-Präsidiumsmitglied einer Einführung generell positiv gegenüberstand und auch mehr Unabhängigkeit von amerikanischen Zahlungssystemen begrüßen würde, sah Matthias Dießl noch keinen Mehrwert. Der Präsident des Sparkassenverbandes Bayern verwies darauf, dass es zum einen mit Wero bereits privatwirtschaftliche Initiativen zum Thema gäbe und zum anderen ein staatlich subventioniertes System den Wettbewerb behindere sowie zusätzliche Ausgaben für die Banken bedeuten würden. Markus Ferber MdEP betonte als Sprecher der EVP Fraktion im Ausschuss für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments die Komplexität einer Einführung, und sah vor allem Potentiale in der Abwicklung für den Zahlungsverkehr im Business-Sektor. So könne beispielweise in Echtzeit per Token bei Eintreffen der Ware automatisch eine Zahlung ausgelöst werden. Rasmus Andresen MdEP sah als Mitglied als im Ausschuss für Wirtschaft und Währung des EU-Parlaments hingegen durchaus auch breitere Anwendungsmöglichkeiten sowohl im privaten wie im kommerziellen Sektor. Allerdings sei entscheidend dass das Gesamtsystem gut durchdacht sei, bevor es an den Start gehe, weil man ja „nur einen Schuss frei“ habe.
Panel brachte Klarheit worum es beim digitalen Euro geht
Der Moderator des Abends war Thorsten Frank, Landesvorsitzender der überparteilichen Europa-Union Bayern und Präsidiumsmitglied der Europa-Union Deutschland. Sein Fazit „Die Experten waren sich einig darin, dass es bis zur Marktreife noch zahlreiche Fragen zu klären gäbe und eine überstürzte Einführung am Ende mehr Schaden als Nutzen könnte.“ Von den mehr als 70 angemeldeten Interessierten wurden im Anschluss an die Einschätzungen einige Fragen gestellt. So bestand bei den Experten Einigkeit darin, dass mit dem digitalen Euro nicht etwa das Bargeld abgeschafft werden sollte, sondern ein weiteres Geldmittel bereit gestellt werden solle, wie es ja bereits auch mit anderen Dienste gäbe, die aber nicht staatlich garantiert seien und im Hintergrund mit erheblichem Datenaustauschvolumen der Akteure verbunden seien. Ebenfalls sicher waren sich die Experten, dass dem Datenschutz Rechnung getragen werden müsse, weil ein gläserner Bürger kein Ziel staatlicher Akteure in der EU sein dürfe, „anders vielleicht wie etwa in China“ wie einer der Diskutanten anmerkte. Beim Zeitplan drücke laut Andresen die EZB und die Kommission auf die Tube. Gleichzeitig gelte aber, so betonte Ferber, dass ja Wünsche gerne geäußert werden dürften. Für den Fahrplan zur Einführung eines digitalen Euro sei am Ende schon der Gesetzgeber zuständig und nicht die Europäische Zentralbank.
Der digitale Euro wäre eine Ergäzung zu bisherigen Bezahlmethoden
Zum Hintergrund: Digitale Zahlungsmethoden sind nicht nur auf dem Vormarsch – auch die Bandbreite an möglichen Einsatzformen nimmt zu. Längst gibt es neben klassischen Debit- und Kreditkarten viele weitere Optionen vom Kartenguthaben über Paypal, Google Pay, Apple Pay bis hin zu Kryptowährungen. Während China bereits Erfahrungen mit dem E-Yuan als digitale Zentralbankwährung gesammelt hat, denken nun auch europäische staatliche Institutionen und Notenbanken darüber nach, ob und wie ein digitaler Euro bei uns eingeführt werden könnte.
Die Veranstaltung der überparteilichen und gemeinnützigen Europa-Union wurde von der Europa-Union Bayern e.V. in Zusammenarbeit mit der Europa-Union Deutschland e.V. durchgeführt.