Der neugewählte Präsident der Vereinigten Staaten, Joe Biden, hat bereits vor Übernahme seines Amtes den Hörer ergriffen und in Brüssel bei Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angerufen. Das ist ein klarer Hinweis darauf, was dem neuen Präsidenten wichtig ist: Ein starkes Europa und eine enge transatlantische Partnerschaft.
Im Gegensatz zu Präsident Trump weiß Joe Biden um den Wert einer engen europäisch-amerikanischen Zusammenarbeit für beide Seiten. Die Erleichterung über den Ausgang der US-Wahlen kann deswegen nur groß sein. Ausruhen dürfen wir uns darauf nicht. Es ist jetzt Aufgabe der Bundesregierung, schnellstmöglich den Kontakt zu der neuen Administration zu suchen und gemeinsame Herausforderungen und Lösungsansätze zu identifizieren. Gerade vor dem Hintergrund der schweren wirtschaftlichen Krise auf beiden Seiten des Atlantiks sollte eine enge Zusammenarbeit in der Handelspolitik oberste Priorität haben. Ganz oben auf der Liste steht deswegen die Abschaffung der Zölle auf Industrieprodukte zwischen der EU und den USA. Genauso wichtig ist es aber, die angeschlagenen internationalen Organisationen, wie die WTO oder die WHO, die in den Trump-Jahren stark in Mitleidenschaft gezogen wurden, zu restaurieren und gemeinsam über Reformen nachzudenken. Außerdem muss der geplante Abzug der US-Truppen in Deutschland genauso diskutiert werden, wie ein neues strategisches Konzept für die NATO, das Herzstück aller sicherheitspolitischen Abstimmungen zwischen Europa und den USA. Joe Biden will Amerika zurück auf die Weltbühne führen, Deutschland und Europa müssen ihn dabei unterstützen und sicherstellen, dass die Zeiten von „America Alone“ nachhaltig vorbei sind.
Alexander Graf Lambsdorff
Mitglied des deutschen Bundestages