Erdgas ist der Schlüssel für eine umweltorientierte Energieversorgung
Mitglieder der Europa-Union Deutschland Kreisverband Landshut unter der Leitung des Vorsitzenden Anton von Cetto besichtigten vor kurzem das Werk der Erdgas-Verdichterstation in Waidhaus. Pressesprecher Helmut Roloff und Bereichsleiter Thomas Penzl stellten den Teilnehmern das Unternehmen sowie den technischen Ablauf des Werkes beziehungsweise die Anlagen vor.
Wie vor Ort zu vernehmen war, verfügt Russland die größten Erdgasreserven der Welt, wobei allein in Westsibirien gewinnbare Reserven auf mehr als 36000 Milliarden Kubikmeter geschätzt werden. Auf Grund der hohen Nachfrage nach Erdgas in Deutschland waren zusätzliche Importe erforderlich. Voraussetzung war jedoch mit der damaligen Sowjetunion ein so genanntes „Erdgas-Röhren-Geschäft“ zu besiegeln. Somit schloss die damalige Ruhrgas AG mit der sowjetischen Erdgas-Exportgesellschaft „Sojusgazexport“ einen Vertrag über die Lieferung von jährlich drei Milliarden Kubikmeter Erdgas aus der damaligen Sowjetunion nach Deutschland. Im Gegenzug, so war zu hören, wurden Verträge über die Lieferung von 1,2 Millionen Tonnen Mannesmann-Großröhren geschlossen.
Um einen sicheren Transport zu gewährleisten, wurde 1972 in Waidhaus unweit der Staatsgrenze zu Tschechien Verdichterstationen gebaut. Der erste Spatenstich erfolgte und am 1. Oktober 1973 stand bereits eine Erdgasmenge von sieben Milliarden Kubikmeter zum Verbrauch vorwiegend im bayerischen Raum zur Verfügung. Deutschland bezog in den letzten Jahren etwa 33 Milliarden Kubikmeter jährlich. Von Westsibirien kommend fließt das Erdgas über ein Leitungssystem von 5000 Kilometer über die Ukraine, der Slowakei und Tschechien in die Verdichterstationen nach Waidhaus, mitten in der Hauptschlagader des europäischen Erdgasverbundes. Bei Jablonica /Ukraine zweigt eine Leitung nach Österreich und Italien ab.
Bis das russische Erdgas bei den Verdichterstationen eintrifft, hat es bereits eine zehntägige Reise hinter sich. Es werden jährlich 24 Milliarden Kubikmeter übernommen, so Pressesprechen Roloff, täglich bis zu 100 Millionen Kubikmeter.
Da das Erdgas auf Grund der langen Transportstrecke einer Wiederaufbereitung bedarf, wird es in den Verdichterstationen mittels Filteranlagen – wie vor Ort zu sehen war – von kleineren Partikeln getrennt, um den direkt Nachgeschalteten sehr hochgenauen Messanlagen die notwendigen Ergebnisse zu ermöglichen, welches sich in mehreren Messstrecken ausdrückt. Auf diesen wird der Erdgasvolumenstrom quantitativ und qualitativ gemessen und die erfassten Daten und Mengen zwischen den Transportgesellschaften der beteiligten Länder abgeglichen. Ein weiterer Vorgang der Wiederaufbereitung ist eine Trocknungsanlage, welche aus mehreren Trocknungssträngen besteht. Hier wird dem Erdgas noch vorhandene Restfeuchtigkeit entzogen, um eine Kondensation bei Temperaturen bis unter minus acht Grad Celsius auszuschließen.
Da im Verlauf des Ergastransportes über längere Strecken der Druck auf Grund der Reibung an den Rohrwänden abfällt, erfolgt im Herzstück der Anlagen mittels Erdgasverdichter (Generator ähnlich eines Strahltriebwerkes für Düsenflugzeuge) die Wiederherstellung des notwendigen Transportdruckes. Die Besucher konnten sehen, dass sich im Standort Waidhaus acht Verdichtereinheiten mit einer Gesamtleistung von 128 Mega Watt befinden, um es in den westeuropäischen Erdgasverbund nach Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz fließen zu lassen.
Der Verdichterstandort Waidhaus enthält als einzigartige Besonderheit einen „Combined Cycle“ oder „Dampfprozess“. Hier wird die Abwärme von mehreren Gastturbinen kontinuierlich zum umweltschonenden Antrieb eine Dampfturbine genutzt, die wiederum einen Verdichter antreibt.
Zur wirtschaftlichen Gesamtoptimierung des Gastransportnetzes (12000 Kilometer langes Leitungsnetz) werden die Verdichteranlagen von 30 Mitarbeitern der Open Grid Europe kontinuierlich gesteuert und überwacht. Dem Unte3rnehmen obliegt auch die Überwachung des gesamten Leistungsnetzes – darunter ab Arresting in Teile des Landkreises Landshut -, wobei insbesondere mittels Hubschrauberflügen mögliche Einwirkungen Dritter auf die Leitungstrasse festgestellt werden. Auch die Erweiterung des Erdgasleitungsnetzes wie zum Beispiel Schwandorf-Forchheim, wird von demselben Unternehmen durchgeführt. Fertigstellung ist im Dezember 2017.
Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass der Standort Waidhaus zehn jungen Mitarbeitern einen Ausbildungsplatz als Elektriker beziehungsweise Industriemechaniker anbietet.
Abschließend stellten Helmut Roloff und Thomas Penzl gegenüber den Besuchern fest, dass die Südtransportroute durch Russland, Ukraine und Tschechien mit einem der wichtigsten Übergangspunkte in Waidhaus auch in Zukunft einer der wichtigsten Transportwege für das russische Erdgas bleiben wird.