„Krieg gegen die Ukraine – Sicherheitstest für Europa. Kommt nun die europäische Verteidigungsunion?“ Das war das Thema einer Talkrunde des Kreisverbandes der Europa Union Mühldorf, die offensichtlich den Nerv der Zeit getroffen hat. Vorsitzender Walter Göbl freute sich eingangs, 120 Gäste im Mühldorfer Haferkasten begrüßen zu können.
Das Podium, bestehend aus dem stellvertretenden Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferenz Dr. Benedikt Franke, dem ukrainischen Konsul Dmytrow Shevchenko sowie Bundeswehroberst Peter Eichelsdörfer wurde von Fachjournalist Tobias Kurzmaier moderiert.
Letzterem gelang es mit einem geschickten Fragenmix und Antwortspiel zunächst wichtige Botschaften hervor zu locken. Der ukrainische Konsul berichtete von der Situation in seinem Land, u.a. davon, dass in seiner Heimat Gottesdienste ausfallen, weil die Priester zur russischen Armee eingezogen wurden. Der Diplomat warnte vor Putins Machthunger, der ohne entschiedene Gegenwehr auch nicht vor anderen europäischen Staaten halt machen wird.
Dr. Franke sprach die vielen Abhängigkeiten Deutschlands nicht nur auf dem Energiemarkt an. Auch bei Solarpanelen und Rohstoffen für die Handy-Produktion und vieles mehr werde fast ausschließlich importiert. Europas Aufgabe ist es, diese Abhängigkeiten zu analysieren und rasch entgegen zu steuern. Er warnte davor, die Abhängigkeiten von Rußland mit solchen durch China zu tauschen.
Oberst Eichelsdörfer hatte eine vierseitige Liste von Waffen und Materialien dabei, die Deutschland an die Ukraine bereits geliefert hat. Die Landes- und Bündnisverteidigung habe, so der Soldat, wieder höhere Priorität und das sei auch wichtig. Er verwies auf laufende bilaterale Projekte mit der europäischen Union und Bündnispartnern. Dies könne man zu einer gemeinsamen europäischen Verteidigung weiterentwickeln
In der Diskussion erinnerte der Mühldorfer Altbürgermeister Günther Knoblauch daran, dass bereits bei einem Symposium im Jahr 2001 festgestellt wurde dass der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine noch für viele Probleme im östlichen Europa sorgen werde. Wolfgang Schönfelder bemerkte, dass Russland kulturell und geographisch zu Europa gehört und nicht dauerhaft ausgeschlossen werden könne.