Die Europa-Union und die Kolpingfamilie in Hammelburg hatten zu einer Abendveranstaltung ins katholische Pfarrheim eingeladen. Das Thema – ISLAM, ISLAMISMUS und der DSCHIHAD – sprach viele Menschen an. Über hundert Interessierte kamen zum Vortrag. Der Referent stellte Kernaussagen des Islam und des Christentums gegenüber. Er erläuterte Gemeinsamkeiten und Gegensätze.
Mit Niko Schmeja, Tübingen, als Referent konnten die beiden Veranstalter mittels Unterstützung durch die Hanns-Seidel-Stiftung, einen ausgewiesenen Islam-Kenner gewinnen um das, was diese Weltreligion ausmacht, kurzgefasst den Teilnehmern nahe zu bringen.
Der kleinste gemeinsame Nenner steht am Beginn der neuen Religion die Mohamed, der Prophet, um 610 stiftet. Der Stammvater aller drei Weltreligionen, Juden, Christen, Muslime ist Abraham. Aber auch Jesus, der als Prophet hohes Ansehen genießt. Mit ihnen kam der Glaube an einen Gott und eine neue verheißene Nähe zu ihm in die Welt, der eine persönliche Beziehung zu diesem liebenden und barmherzigen, aber auch gerechten Gott fordert und verkündet.
Schmeja, in der Universitätsstadt Tübingen zuhause, unterhält in seiner Heimatstadt Kontakte zu muslimisches Dozenten, die an der dortigen Universität Islamwissenschaften lehren. Souverän konnte deshalb der Gast aus Tübingen das Thema referieren.
Auslegung der muslimischen Schriften, so Schmeja, ist nur denjenigen erlaubt, die durch jahrelanges Studium die Befähigung dazu erlangt haben. Ihr Wort wird in den Moscheen gehört und in die Alltagswirklichkeit der Muslime in allen Ländern der Welt umgesetzt. So werden die Gläubigen rechtgläubig und leider auch abgrenzend zu unserem Staat und unserer Gesellschaft unterwiesen.
Kritisch sieht der Vortragende im Islam die Rechtfertigung von Gewalt. Aus dem Koran leiten Muslime den Auftrag zur Schaffung einer islamischen Weltordnung ab. Sie sehen in der Demokratie eine Auflehnung gegen Allah, da man über Gottes Willen nicht abstimmen kann. Schmeja nannte die Fakten beim Namen. Die Ablehnung westlicher Werte, stellt unsere Verfassung und unseren Rechtsstaat infrage. Im Islamismus werden muslimische Positionen noch verstärkt. Im Dschihad ist die Bereitschaft geweckt, den Gegner anzugreifen.
Schmeja fragt nach den Ansätzen für ein mögliches gemeinsames Politikverständnis. Ist unter diesen Vorzeichen überhaupt Gemeinsamkeit möglich, wenn weltweit der fundamentalistische Islam als unfriedfertig und aggressiv wahrgenommen wird ?
Allein die nicht enden wollenden Auseinandersetzung zwischen Sunniten und Schiiten und ihre gegenseitige Verurteilung als „Ungläubige“ verwundert Nichtmuslime. Die Religionsstreitigkeiten der verschiedenen islamischen Glaubensrichtungen werden hart und oft blutig ausgetragen. Schmeja nannte die Gründe.
Wo bleibt das brüderliche Miteinander der Muslime, Toleranz, Achtung der Menschenrechte die der Koran fordert und die auch die muslimischen Staaten unterschrieben haben ?
Der Referent zitierte zum Islamismus: „Aufsässig ist derjenige, der sich gegen Allah auflehnt, indem er eigene Gesetze einführt“. Für Toleranz ist bei Islamisten kein Platz. Nicht nur der Westen wird verdammt.
Gerhard Becker, Vorsitzender der Kolpingfamilie erinnerte in seinem Statement daran, dass auch in Deutschland erst seit hundert Jahren Thron und Altar getrennt sind. Die Verquickung von staatlicher und kirchlicher Macht, die mit Kaiser Konstantin begann, dauerte über das Mittelalter bis 1918 in katholischen und evangelischen Staaten an und führte zu ähnlichen Verfolgungen, Ausgrenzung und sogar Kriegen, wie diese sich heute in der islamischen Welt zeigen.
Becker sieht darin eine Parallele zu der islamischen dogmatischen Grundeinstellung, Religion und Politik als untrennbar anzusehen. Die Aufklärung und das moderne Staats- und Verfassungsrecht zwang die alten Mächte zur Aufgabe dieser Position und zur Anerkennung der individuellen Menschenrechte, auch auf Religionsfreiheit. Insbesondere das II. Vatikanum führte in der katholischen Kirche zum Umdenken.
Ob der Islam ebenso lange benötigt um sich von Dogmatismus der Religionsführer zu lösen ? Ob es jemals zu einem gemeinsamen Politikverständnis kommen wird ?
Schmeja nannte Ansätze für einen modernen Islam: Er setzt die Hoffnung auf nachwachsende Generationen von Muslimen in Deutschland, die mehrheitlich an einem aufgeklärten Islam interessiert sind. Er sieht das insbesondere bei jungen Muslimas die in Tübingen studieren und die sich von der männerbestimmten Auslegung des Koran frei machen wollen.
Niko Schmeja erhielt regen Beifall für seinen fundierten Vortrag zu einem Thema, das Kirchen und die Politik herausfordert.
Gerhard Becker und Dieter Galm dankten dem Referenten im Namen der Europaunion und der Kolpingfamlie mit der „Hammelburger Währung“, einem Bocksbeutel-Präsent und Frau Rosi Hufnagel mit einem Blumenstrauß für die Organisation im Vorfeld.
Dieter Galm / Gerhard Becker