Hans-Josef Fell, ehemaliger Bundestagsabgeordneter der Bündnis 90 /DIE GRÜNEN und ausgewiesener Experte für alle Fragen rund um Klima und Erneuerbarer Energie, sprach im Europa-Haus am Viehmarkt. Der Arbeitskreis Politik und Gesellschaft (APG) des EU-Kreisverbandes Hammelburg hatte dazu eingeladen. Gleich zu Beginn seines Vortrages stellt er die These auf, dass bis zum Jahre 2030 alle in Deutschland benötigte Energie klimaneutral und zu Hundertprozent aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden kann. Auf fossile Stoffe, wie Erdgas und Erdöl kann man verzichten. Wenn man denn will und die Verantwortlichen in Staat und Gesellschaft die Sache anpacken und die Rahmenbedingungen auch auf dem gesetzgeberischen Weg schaffen.
Geht es ganz ohne Atomstrom? Die Frage beschäftigt die Politik und die Bürger. Nein, zwei der drei in Deutschland noch im Betrieb befindlichen Atomkraftwerke werden nicht wie zunächst vereinbart vom Netz genommen. Atomstrom ist nicht klimaschädlich. Die Frage ist die, ist ein AKW beherrschbar, wenn Naturgewalten zerstörend eingreifen?
Ab 2030 könnte die Bundesrepublik unabhängig von fossilen Energieträgern für Haushaltungen und Industrie Strom bereitzuhalten. Dieses Ziel ist an Bedingungen geknüpft. Diese durchzusetzen hält Fell für möglich, ohne den Wirtschaftsstandort Bundesrepublik Deutschland zu gefährden.
Dazu ein paar Stichworte:
Drastische Beschleunigung des Ausbaus zugunsten der Erneuerbaren Energien. Stärkung des Ausbaus durch solche Anreize, die Bürger dazu bringen selbst Strom zu erzeugen. Genossenschaftsähnliche Zusammenschlüsse kann sich Fell vorstellen. Auch Kommunen und Landkreise können regional das Ihre dazu beitragen, wenn bürokratische Hürden abgebaut und die Eigenverstromung abseits der großen Energiekonzerne energisch durch den Staat gefördert wird. Langwierige Genehmigungsverfahren für Windräder, Photovoltaik-Anlagen und Biogasanlagen bremsen private Initiativen aus. Dass dieses Modell erfolgreich ist, das wies Fell in einigen Beispielen überzeugend nach. Noch ist der Wasserstoff noch nicht etabliert. Um Wasserstoff herzustellen, ist wiederum Energie notwendig. Wenn die Wasserstoffbreitstellung über Photovoltaikanlagen in großem Maßstab gelingt, dann ist dies der Durchbruch. Noch wird fieberhaft in Forschungseinrichtungen und in der Industrie geforscht um dem Wasserstoff als Energiespeicher den großen Durchbruch zu verschaffen.
Werden von regierungsamtlicher Seite alle Bremsklötze weggezogen, wird in Eigeninitiative in kurzer Zeit die bisherige Energieerzeugung aus Kohle und Erdgas völlig auf den Kopf gestellt. Wenn heute schon 25 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland aus Erneuerbarer Energie bereitgestellt werden kann, dann können in den Jahren bis 2030 Hundertprozent erreicht werden. So Hans-Josef Fell.
Dass mehr Flächen für Windenergie und Solarparks ausgewiesen werden müssen, ist mitbedacht.
Inwieweit im Weltmaßstab sich die Stilllegung der deutschen Kohlekraftwerke auswirkt, wenn China, die USA und andere Länder noch immer in gigantischem Umfang Kohlekraftwerke betreiben, das steht auf einem anderen Blatt. Diese Frage kann nur auf internationaler Ebene geklärt werden.
Bericht / Bild: Dieter Galm