Mit Michael Blum, einem deutschen Erdöl-Geologen im jahrzehntelangen Auslandseinsatz, vornehmlich auf Erdölfeldern des Nord- und Süd Irak, hatte die Europa-Union Hammelburg einen ausgezeichneten Referenten eingeladen. Im Rahmen eines Dämmerschoppens, in der lockeren Atmosphäre des Europahauses, berichtete der erfahrene Geo-Wissenschaftler und Praktiker aus seinen Einsätzen im Irak.
Noch ist die Erdöl- und Erdgasgewinnung ein einträgliches Geschäft. Millionen der klassischen Verbrennungsmotoren auf unseren Straßen benötigen den in Raffinerien aufbereiteten Kraftstoff. Der Irak ist eines der großen Förderländer im Nahen Osten. Im Wesentlichen unter dem Diktat der Ölgesellschaften, wie zum Beispiel dem Erdöl-Giganten BP (Britisch Petroleum), Shell, Exxon, Total, Petrochina.
Die fossilen Energieträger Erdöl und das oft örtlich eng beieinander aufgespürte Erdgas, werden in den Mengen abgestimmt gefördert, wie es die OPEC beschließt. Es wird noch Jahre dauern, bis Verkehr, Industrie und Haushaltungen sich ausschließlich auf erneuerbare Energie abstützen. Die ehrgeizigen Klimaziele werden diesen Prozess, Ablösung der fossilen Energieträger, hin zu erneuerbaren Energiequellen beschleunigen.
Der weltweit noch immer enorme Bedarf an fossilen Energieträgern, Öl und Gas, stößt neue Explorationen und neue Bohrungen an. Der Erfolg einer neuen Bohrung wird vorausschauend angepeilt. Geowissenschaftliche Methoden sind dabei unentbehrlich.
Das Überwachen und Steigern der Fördermengen, gehörte mit zu den Aufgaben des Referenten. Inzwischen ist eine so hochentwickelte Steuerungstechnik eingesetzt, so dass optimale Förderergebnisse je Bohrung erzielt werden können. Oft müssen auch Förderpumpen eingesetzt werden. Hier sind die erfahrenen Spezialisten gefragt.
Der Produzent Irak hat trotz politischer Umstürze und den verlustreichen Irakkriegen von 2003 bis 2011, die Förderung aufrechterhalten und gesteigert. Die am Gewinn orientierten internationalen Öl-Gesellschaften setzen ihre Interessen durch. Dahinter stehen Länder wie die USA und China. Ihr Einfluss auf die Regierungen der sogenannten Förderländer ist all gegenwärtig, aber auch oft stark von Verträgen abhängig. Wechselnde Regierungen erschweren die Zusammenarbeit.
Es tummeln sich neben westlichen auch chinesischen, malaysischen und japanischen Gesellschaften auf den Erdölfeldern des Iraks. Das finanzstarke China investiert weltweit, um Rechte und Beteiligungen zu erwerben. Insgesamt sind etwa 1, 4 Millionen Chinesen rund um den Globus in dieses Milliardengeschäft Erdöl und Erdgas eingebunden, sagte der Referent.
Rückblick auf die Geschichte des Irak
Der Irak ist aus der Konkursmasse des Osmanischen Reiches erst am Ende des Ersten Weltkrieges als eigenständiger Staat aus drei osmanischen Provinzen entstanden. Es waren Engländer und Franzosen, die dem neuen Staat 1920 die Grenzen setzten. Alte Ordnungen aus Osmanischer Zeit wurden von einem Tag zum anderen aufgelöst. Die arabischen Stämme fanden sich in einem Staat wieder. Es fällt den Irakern schwer sich als Nation zu verstehen. Sie verstehen sich zunächst traditionell als Angehöre eines Familienverbandes und eines Stammes.
Wie verfeindete muslimische Völker untereinander sich im Namen ihres jeweils eigenen religiösen Anspruchs schaden, das schilderte Michael Blum am Beispiel des religiös gespaltenen Irak. Es sind die vornehmlich die beiden großen Gruppen, Schiiten und Sunniten, die sich in unerbittlicher Feindschaft gegenüberstehen. Die islamisch geprägten Länder hätten ein ganz anderes Gewicht, wenn Muslime geschlossen auf der internationalen Bühne auftreten würden.
Der Erdöl-Geologe und Petrophysiker Blum arbeitete im Irak jahrelang in einem internationalen Team. Männer wie er, die sich der Exploration, also der Erkundung der Ölfelder und der Produktionssteigerung verschrieben haben, machen das moderne Leben erst möglich.
Einen deutschen Spezialfall der Erdölgewinnung stellte Michael Blum vor. Eine ausgefeilte Technik der Horizontalbohrung mitten durch einen Salzstock im Wattenmeer der Nordsee. Das ließ aufhorchen.
Denn Erdöl ist auch Ausgangsstoff für Plastikerzeugnisse, kosmetische und pharmazeutische Produkte. Ein noch unentbehrlicher Rohstoff, dessen Bedeutung für unsere Zivilisation nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
Die Zuhörer dankten Michael Blum für seinen anschaulichen Vortrag
Bericht: Dieter Galm, Foto: Ernst Deier