»Griechenland – vom Umgang mit der Krise«

 

 

Bericht über die Veranstaltung der Südosteuropa-Gesellschaft in Kooperation mit der Europa-Union München
vom 13. Januar 2016 in der Seidlvilla

 

Unter diesem Motto trafen sich der Literat Petros Markaris und der Griechenlandkenner Dr. Jens Bastian zu
einem Gespräch, moderiert vom Geschäftsführer der Südosteuropa-Gesellschaft, Dr. Hansjörg Brey. Markaris, international bekannt durch seine Kriminalromane, las aus seinem neuesten Roman. „Zurück auf Start.

Ein Fall für Kostas Charitos“ ist der jüngste Band einer Quadrilogie, geschrieben seit 2008 vor dem Hintergrund
der großen griechischen Krise. Dort erhält man Einblicke in den Alltag der Menschen, etwa des Kommissars, der
von seiner Pension nicht wird leben können oder darüber, wie man mit 420€ zurechtkommt, wenn man wegen
der Kapitalverkehrskontrollen wöchentlich nicht mehr zur Verfügung hat. Für die Menschen in Griechenland „ist
die Krise zum Alltag“ geworden, so Markaris; die Leute hätten gelernt, mit den täglichen Problemen zu leben,
jedoch gebe es inzwischen erste Ansätze zur Besserung. Die Regierung Tsipras habe hinzugelernt, aber der Preis
für sein spätes Lernen sei enorm.

Auch für Jens Bastian, ehemaliges Mitglied der Task Force for Greece der Europäischen Kommission und
gefragter Experte, ist die Krise noch nicht vorbei, aber es gebe auch Positives zu berichten: etwa die neue
deutsch-griechische Zusammenarbeit in der Steuerverwaltung sowie der Justizbehörden in der
Korruptionsbekämpfung oder die für Griechenlands Tourismusbranche so bedeutsame (wenn auch späte)
Einigung mit Fraport über die Nutzungsrechte an griechischen Regionalflughäfen.

In der anschließenden Aussprache sahen Diskutanten eine ermutigende Entwicklung in der Wahl von Kyriakos
Mitsotakis zum neuen Vorsitzenden der griechischen Oppositionspartei Nea Dimokratia. Dieser kenntnisreiche
Politiker zeige als Einziger einen Ansatz zum Umdenken. Mit ihm gebe es die Chance zu Kompromissfindungen in
der griechischen Politik; er könne dazu beitragen, die aggressive Konfrontation zwischen den Parteien – ein Erbe
des Bürgerkrieges- zu beenden.

In der Flüchtlingsfrage zeigen sich Markaris und Bastian beeindruckt von der andauernden Hilfsbereitschaft
insbesondere vieler junger Leute, aber auch der griechisch-orthodoxen Kirche. Man müsse wissen, dass in
Griechenland der Flüchtlingsstrom schon seit 3 Jahren anhalte. Deshalb stimme es auch hoffnungsvoll, dass die
rechtsextremistische Partei “Goldene Morgenröte“ nicht an Bedeutung zugenommen habe.
Die Krisenzeit werde in Griechenland noch lange nicht beendet sein, auch angesichts neuer Exit-Drohungen
(Schengen-Ausschluss). Man müsse hoffen, dass vor allen Dingen „die kleinen Leute“ weiter durchhalten.

 

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Bericht-13.1.16SOG-EUM

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