Großes Interesse und einen sehr lebendigen Austausch gab es beim Europa-Abend zur ungarischen Ratspräsidentschaft. Der Ungarische Botschafter Dr. Péter Imre Györkös war höchstpersönlich zu Gast in Augsburg gekommen, um über die ungarischen Prioritäten der EU-Ratspräsidentschaft zu berichten. Eingeladen hatten die Europa-Union Augsburg gemeinsam mit der VHS Augsburg und dem Europe Direct Augsburg.
Nach einer grandiosen ungarischen Tanzeinlage auf den Fluren der Volkshochschule Augsburg ging es für alle Interessierten in den Tagungsraum. Nach einem kurzen Grußwort des Landesvorsitzenden der Europa-Union Bayern Thorsten Frank war der Botschafter eingeladen, über die Ratspräsidentschaft zu berichten, die unter der Überschrift stand „Make Europe great again“. Die Art und Weise zur Vorstellung der sieben ungarischen Prioritäten glichen zur Verwunderung der Gastgeber hingegen mehr den Prioritäten aller Populisten in Europa.
„Übertriebene Diplomatie konnte man dem ungarischen Botschafter nun wirklich nicht vorwerfen“ konstatierte der sich umgehend darauf einstellende Moderator und machte notgedrungen sodann auf zahlreiche Widersprüche und Fehler in den Aussagen des Botschafters aufmerksam. Wer einerseits Stillstand in der EU moniere und andererseits über Jahre gemeinsam mit Polen alle blockierbaren Fortschritte in der EU blockierte, sei sehr mutig, sich über genau dieses zu beschweren, stellte Frank fest. Darüber hinaus beschwerte sich der Botschafter über Strafzahlungen, die die EU verhängt habe. Richtig war hingegen, dass der Europäische Gerichtshof Ungarn zu Strafzahlungen verurteilte. Das führte Thorsten Frank zur Frage, ob Ungarn sich denn an Urteile des Europäischen Gerichtshofes gebunden fühle. Auf die Frage eines Gastes, welches Europa Ungarn sich denn für die Zukunft wünsche antwortete der Gast nicht. Auch auf die Frage, warum Orban, Nazis, Russen und EU in Reden gleichsetze, war die Antwort eher ausweichend, dass habe er doch gar nicht getan. Wichtig war dem Botschafter hingegen festzuhalten, wie oft aus seiner Sicht Viktor Orban recht behalten hätte ohne Schlussfolgerungen daraus für die Zukunft zu formulieren. Lieber führte er zurück in das Jahr 2015 und Migrationsfragen. Etwas versöhnlicher wurde es zum Ende dann doch noch: „Nicht jeder der Kritik an Europa hat ist Anti-Europäer“ entfuhr es ihm und auch Ungarn wolle am Binnenmarkt der EU festhalten. Ob der Hinweis beim Gast ankam, dass das Modell eines Europas der Vaterländer bereits vor dem ersten und dem zweiten Weltkrieg nicht wirklich in eine bessere Zukunft führten im Gegensatz zur EU, war jedenfalls nicht gesichert. Gesichert war aber, dass es ungarische wohlschmeckende Häppchen zum Ausklang und indivuellen Austausch gab. Und, dass es damit an diesem Abend damit in jeder Hinsicht einiges zu verdauen gab.