Der Europatag 2021, der immer am  9. Mai von der Europa-Union in Altötting ausgerichtet wird, kann auch in diesem Jahr nicht stattfinden.  Europa ist in den Zeit der Pandemie nachrichtlich in den Hintergrund getreten und wird aber für alle Störungen in der Bekämpfung der Pandemie verantwortlich gemacht.

Unbestritten haben Großbritannien und die USA in ihren Alleingängen beim Impfen größere Fortschritte erreicht als die Staaten der EU. Die Verwaltung der EU ging bei der Impfstoffbeschaffung im Auftrag der Mitgliedsstaaten nach Sicherheit und ökonomischen Kriterien vor, was zu einer Verzögerung bei der Impfstoffversorgung führte. Es wurde aber auch der solidarische Aspekt des Staatenverbundes deutlich, dass ärmere Mitgliedsländer auch den Zugang zu den Impfstoffen bekamen und so die die Pandemie überwinden können.

Der Bundespräsident warnte vor wenigen Tagen, die EU als Sündenbock für die Probleme zu benützen. Zunehmend stellt sich heraus, dass die EU außenpolitisch noch stärker in Erscheinung treten muss. Es scheint ein Erstarken der USA zu erfolgen und die EU gerät in den Konflikt zwischen den Mächten USA und China. Europa ist nicht ein Anhängsel der USA und muss ihre wirtschaftliche Macht weiter behalten, um nicht in die 2. Reihe der Mächte zurück zu fallen. Die EU hat Stärken, um die sie in der Welt beneidet wird und die Beispielgebend für die Gesetzgebung anderer Länder im Bereich der Warensicherheit, des Datenschutzes und der Arbeitssicherung sind.  Die technischen Standards der EU-Firmen werden übernommen und für ausländische  Firmen ist es wichtig, Europa als Markt weiter beliefern zu können. Auch der Datenschutz ist Schwerpunkt der Arbeit. Ein neuer Schwerpunkt europäischer Politik ist der Naturschutz und Klimaschutz. Mit dem ehrgeizigen Programm der Senkung der Emissionen setzen die politisch Verantwortlichen in der Welt Maßstäbe, denen sich auch andere Industrieländer nicht entziehen können.

Die Trennung Britanniens von der EU zeigt auch die gestaltende Kraft der EU. Der Nordirlandkonflikt schwelt wieder auf, Schottland will bei der EU bleiben , Belgien wird durch die EU zusammengehalten und viele Zentrifugalkräfte in europäischen Staaten kann die EU einhegen. Bisher ist der Verbleib in der EU stärker als die Trennungsbestrebungen in einigen Ländern.

Dennoch gibt es noch ein weites Arbeitsfeld für Europa. Die Zusammenarbeit auf militärischen Gebiet muss verstärkt werden um sich aus der Abhängigkeit der USA zu befreien und die überbordende Verordnungsstruktur sollte verschlankt werden. Hier auch die Korrektur an den nationalen Umsetzungen nötig.

Helmut Tiefenthaler, 1. Vorsitzender der Europa-Union Altötting hofft darauf, dass im kommenden Jahr der Europatag wieder im Landkreis gefeiert werden kann. „ Wenn ich die Situation in Nordirland betrachte, dann wird mir deutlich, wie nah wir an Bürgerkriegen und Gewaltausbrüchen leben. Ich bin froh um die friedensstiftende Funktion der Europäischen Union“.

Die Vorstandschaft der Europa-Union Altötting wird nach dem Versammlungsverbot ihre Aktionen zu Europa wieder wie gewohnt durchführen. Der Europäische Wettbewerb wird weiterhin unterstützt und die Versammlungen mit europäischen Themen sind geplant. Vielen ist bewusst, dass unser Wohlstand von dem freien Warenverkehr abhängt und der Zustrom nach Europa hat neben wirtschaftlichen Wünschen auch mit der Gewährung der Menschenrechte zu tun. „Nehmen wir den Europa-Tag zur Erinnerung an unsere staatliche und gesellschaftliche Entwicklung der letzten 75 Jahre und arbeiten weiter an dem Haus Europa.“ So der Vorsitzender Europa-Union in seinem Statement zum Europa-Tag 2021.