Rund 40 Europa-Freundinnen und -Freunde erkundeten vom 05. bis zum 07. Juli mit Elsaß, Ortenau und Kaiserstuhl bei hervorragendem Wetter großartige, von der Natur begünstigte Landschaften auf beiden Seiten des Oberrheins mit der Euro-Métropole Straßburg als zentralem Ziel der Studienreise.
Fast symbolträchtig wurde in diesem Kontext als Quartier für beide Übernachtungen ein Hotel in Kehl ausgewählt, nur wenige hundert Meter von der Europa-Brücke über den Rhein entfernt, dem heute wichtigsten Übergang zwischen Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland. Dabei ist das südbadische Kehl mit Straßburg aktuell durch nicht weniger als vier Brücken in unmittelbarer Nachbarschaft verbunden, darunter die auch ästhetisch höchst gelungene Fußgänger- und Radfahrerbrücke ‚Passerelle de deux rives‘, die im Rahmen der gemeinsamen Landesgartenschau von Baden-Württemberg und dem Elsaß 2004 errichtet wurde, sowie die 2015 fertiggestellte ‚Beatus-Rhenanus-Brücke‘, über die seit 2017 wieder eine Straßenbahn fährt.
Höhepunkte der Reise waren der Besuch des Europaparlaments am letzten Tag der Studienreise sowie ein Besuch beim ebenfalls in Straßburg ansässigen Hauptquartier des Eurocorps am zweiten Tag.
Das Eurocorps in Straßburg ist ein multinationales, voll einsatzfähiges und autonomes Hauptquartier der Rahmennationen Deutschland, Frankreich, Belgien, Spanien, Luxemburg und Polen, das allen Mitgliedsstaaten der EU und den NATO-assoziierten Staaten offensteht. Das Eurocorps plant Militäreinsätze im gesamten Einsatz- und Intensitätsspektrum und führt sie durch. Georg Oel, aktiver Bundeswehroffizier, Mitglied der Europa Union und selbst Reiseteilnehmer, hatte diesen Besuch vermittelt und moderierte souverän einen mehr als zweistündigen hochinteressanten Informationsaustausch verbunden mit einer intensiven Diskussion mit einem Bundeswehroffizier vor Ort über Ziele und Perspektiven des Eurocorps vor dem Hintergrund der aktuellen hochbrisanten politischen Lage.
Der Einladung von MdEP Markus Ferber folgend, dem Ehrenvorsitzenden der Europa Union Bayern, stand am Vormittag des letzten Reisetags der Besuch des Europäischen Parlaments (EP) auf dem Programm. Nach den obligatorischen intensiven Sicherheitskontrollen empfing Markus Ferber die Besucher „aus der Heimat“ und gab einen lebendigen Überblick über seine Tätigkeit als Abgeordneter sowie aktuelle Schwerpunkte des EP und beantwortete Fragen in sehr offener, eindrucksvoller Art und Weise. Auf der Besuchertribüne des grandiosen Plenarsaals des EP konnte unsere Reisegruppe anschließend eine Sitzung des EP etwa eine halbe Stunde lang live mitverfolgen. Besonders beeindruckend war dabei die technische Bereitstellung und Leistung der dolmetschenden Profis, die jeden Redebeitrag in alle offiziell 24 Amtssprachen der EU simultan übersetzen. Zum Abschluss des Besuchs wurde uns Unterfranken ein Mittagsimbiss in der Besucherkantine des EP gereicht. Positiv in Erinnerung bleibt auch der durch die Architektur des Gebäudes betonte offene, transparente Charakter des Europäischen Parlaments. Dieser spiegelt sich auch in der großzügig-repräsentativ gestalteten Anlage des Europa-Viertels in Straßburg wider. Quasi aus dem Bus konnte unsere Reisegruppe bei der An- und Abreise unter anderem die Gebäude des Europarats, des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte und auch das des deutsch-französischen Fernsehsenders ARTE wahrnehmen.
Auch wenn (Europa-)politische Aspekte im Vordergrund der Studienreise standen, blieb Raum für Informationen und Wahrnehmung der reichhaltigen und hochinteressanten Geschichte, Geographie und Kultur des Zielgebietes. Ganz zwangsläufig ergeben sich auch in diesen Kontexten immer wieder europäische Bezüge. Straßburg mit seiner über 2000-jährigen Geschichte, seinem mächtigen Münster und seiner einzigartigen, charakteristischen Altstadt zog uns schon am Anreisetag beim Stadtrundgang und der anschließenden Bootsfahrt auf den verzweigten Armen der Ill in seinen Bann. Schon bei der Anreise wies Georg Fath im Bus anhand einiger farbiger Skizzen auf das geologisch-tektonische Phänomen der Entstehung des gewaltigen Oberrheingrabens hin. Die „Zähmung“ des wilden, verzweigten Oberrheins durch den Menschen nach Plänen des genialen Wasserbau-Ingenieurs Gottfried Tulla im 19. Jahrhundert und der weitere Ausbau und die Nutzung des Rheins als Ergebnis der Versailler Verträge nach dem Ersten Weltkrieg im 20. Jahrhundert wurden ebenso thematisiert wie die vielfältige geographische Sonderstellung des Kaiserstuhls, einem Mini-Gebirge mitten in der ansonsten fast topfebenen Oberrheinischen Tiefebene. Weinbau und Weinkultur des Elsaß wurden uns „wein-affinen“ Unterfranken von zwei „Meistern“ der über 600 Jahre alten Weinbruderschaft St. Stephan im Schloss von Kientzheim bei Colmar bei einer Weinprobe vor Ort in wunderbarer Weise vermittelt. Vorausgegangen war an diesem (zweiten) Tag der Besuch von Colmar mit seiner herrlichen Altstadt und dem ‚Museum Unterlinden‘, nach dem ‚Louvre‘ in Paris das meistbesuchte Museum Frankreichs. Das bekannteste dort zu sehende Exponat ist der ‚Isenheimer Altar‘, das Meisterwerk von Matthias Grünewald, dem vermutlich in Würzburg geborenen und hauptsächlich in Unterfranken tätigen weltberühmten Künstler des Spätmittelalters.
Wenn diese Studienfahrt allen Beteiligten in so nachhaltig guter Erinnerung bleibt, so ist das in allererster Linie deren Leiter zu verdanken. Wolfgang Hugo wurde bei der mit 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus verschiedenen Ecken Unterfrankens sehr aufwändigen organisatorischen Vorbereitung der Reise hervorragend unterstützt von Wilfried Vogler, dem Geschäftsführer des BV Unterfranken, sowie von Dieter Lotze, dem Schatzmeister des Bezirksverbands.
Wolfgang Hugo ist ein exzellenter Kenner Frankreichs im Allgemeinen und des Elsass und der Euro-Métropole Straßburg im Besonderen. Zur hervorragenden Stimmung auf der ganzen Reise trug zudem sein deftiger Humor gepaart mit der immer wahrnehmbaren Rücksichtnahme auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Mitreisenden ganz erheblich bei. Eine vom ebenfalls mitreisenden Bezirksvorsitzenden Reinhard Schaupp in seiner Einstimmung zur Studienreise nicht ganz im Ernst insinuierte verwandtschaftliche Nähe zum großen französischen Schriftsteller und Politiker Victor Hugo wurde von seinem Wohl-doch-nicht-Nachfahren allerdings dementiert.