Eigentlich ist Wahlkampf eine Zeit des Gegeneinanders, des Wettbewerbs, der heftigen Kritik zwischen den Parteien. Doch am Samstagmittag zeigte sich am Marktplatz ein ganz anderes Bild.

Wohl zum ersten Mal hatten vier Wochen vor einer Wahl sechs Parteien — CSU, SPD, Grüne, FDP, Linke und ÖDP — zu einer gemeinsamen Aktion aufgerufen: Und über 200 Bürgerinnen und Bürger sind dem Aufruf gefolgt. „Eine geniale Idee“, nannte dies Richard Gelenius, der Vorsitzende der Europa Union Roth-Schwabach, die als überparteilicher pro-europäischer Verband die Schirmherrschaft übernommen hatte. Als einziger Redner hielt Gelenius eine kurze Ansprache mit deutlicher Botschaft: „Mit Ihrer Anwesenheit setzen Sie ein klares Zeichen für Europa.“

Wie wichtig dies ist, zeigt die Entwicklung der vergangenen Jahre: Nationalistische Parteien gewinnen in vielen Ländern Zulauf, das Brexit-Drama beschert der EU Krisengipfel in Serie. Doch Gelenius stimmt kein Lamento an. Er ruft in Erinnerung, was zuletzt in den Hintergrund getreten ist oder bereits als Selbstverständlichkeit wahrgenommen wird: die historischen Erfolge der Europäischen Union. „Frieden, Freiheit, offene Grenzen, die gemeinsame Währung.“ Die Demokratie als gemeinsame Wertebasis.

Auf diesen Grundlagen gelte es, die großen Herausforderungen anzugehen: „Den Klimaschutz, den Umgang mit Flüchtlingen, die Abschaffung der Steueroasen und das zunehmende Missverhältnis zwischen Arm und Reich und seine Folgen“, listet Gelenius wichtige Themen auf, die es „gerechter und zukunftsbezogener zu regeln“ gelte. Das aber gehe nicht in nationalen Alleingängen, sondern durch ein starkes Europa. Am 26. Mai habe jeder Bürger die Chance, „sich am Bau eines stabilen Hauses Europa zu beteiligen“, sagte Richard Gelenius. „Trotz mancher Schwierigkeiten hat das Europäische Parlament eine hohe Wahlbeteiligung verdient.“ Daher sein eindringlicher Appell: „Nutzen Sie diese Gelegenheit. Gehen Sie wählen.“