Besuch in der europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz
Der Bezirksverband der Europa-Union Unterfranken unternahm gemeinsam mit den Kreisverbänden Bad Kissingen und Hammelburg eine zweitägige Erkundungsfahrt in die europäische Kulturhauptstadt Chemnitz
33 Teilnehmer und -innen erlebten unter der Reiseleitung des Bezirksvorsitzenden Dr. Reinhard Schaupp und seiner Stellvertreterin Hannelore Bauer zwei mit europapolitischen Akzenten, kulturellen Schwerpunkten und vielen neu gewonnenen Eindrücken reich gefüllte Tage.
Zunächst verschaffte man sich einen Überblick über die europäischen Projekte der Stadt bei einem Empfang im neuen Rathaus.
Frau Annabel Haimer, die EU-Koordinatorin der Stadt, begrüßte die Gäste aus Unterfranken, zeigte den sehr arbeitsintensiven Weg der Stadt, zusammen mit dem außerordentlichen Engagement seiner Bürger, hin bis zur Wahl als europäische Kulturhauptstadt 2025 auf.
Das Motto „C_ THE UNSEEN_“ soll auf vieles noch Unentdecktes in der Stadt hinweisen, deren Innenstadt im zweiten Weltkrieg 1945 stark zerstört wurde und durch die Jahrzehnte unter DDR Herrschaft geprägt war, viele Umbrüche miterleben musste und deren Nachwirkungen heute noch nachhallen.
Die Stadt will einen Scheinwerfer auf Menschen, Orte und Aktivitäten richten, die bislang nicht im Zentrum der touristischen Aktivitäten standen.
Daher stellte auch Frau Haimer 5 Programmfelder vor, die Erlebnisse und Begegnungen mit der Geschichte und der Gegenwart der Menschen, die hier leben, vermitteln sollen.
Das sind zum Beispiel das populäre Garagenprojekt, der Purple Path, die gelebte Nachbarschaft der Bürger und das Projekt der Volunteers.
Eine Besichtigung des neuen Rathauses mit seinen Prunkräumen, die hauptsächlich vom Jugendstil geprägt sind, schloss sich an.
Dabei bestaunte man die berühmten großflächigen Gemälde von Max Klinger und Neo Rauch.
Der monumentale Bau des alten und neuen Rathauses wurde als eines der ganz wenigen Gebäude im Krieg nicht zerstört.
Vom hohen Turm des alten Rathauses hatten die Besucher einen einzigartigen Blick über die Dächer der Altstadt.
In der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung stellte Frau Dr. von Brühl ihr Konzept zur Demokratieerziehung in der vor einigen Jahren durch die rassistischen Unruhen schwer gebeutelten Stadt vor.
Mit unterschiedlichen Mitteln, vor allem durch ein vielfältiges Angebot an Büchern und auch Diskussionsforen versucht man die Bevölkerung zu erreichen und für die Werte der Demokratie zu sensibilisieren.
Ein kurze, lebhafte Diskussionsrunde schloss sich an.
Bei einem geführten Stadtrundgang im Anschluss besichtigte man das Karl-Marx-Monument, den Marktplatz, den Theaterplatz und Teile der geschäftigen Innenstadt.
Dabei sind immer noch die Auswirkungen der Zerstörungen im 2. Weltkrieg, aber auch die vielen modernen Neubauten in der Nachwendezeit zu erkennen.
Im neu gestalteten Besuchs- und Informationszentrum in der Hartmannfabrik konnten sich die Gäste über die Aktivitäten und Programmgestaltungen in diesem Jahr informieren.
Besonderen Eindruck machte das Kunstprojekt der Chemnitzer Schulen für Frieden und Toleranz.
Die ca. 330, 7 Meter langen, farbenfrohen Chemnitzer Friedensbanner an der Oberschule am Hartmannsplatz und an öffentlichen Gebäuden, die in zahlreichen Workshops von den Schülern erstellt wurden, senden ein kraftvolles Signal zum Thema Frieden in die Welt und helfen dazu, dass sich Chemnitz weltoffen und bunt präsentieren kann.
Am Abend war noch Gelegenheit die bedeutenden Museen und Ausstellungen mit Gemälden des Expressionismus, der Postmoderne und der neuen Sachlichkeit zu besuchen.
Der nächste Vormittag war ausgefüllt mit einem langen Spaziergang auf dem Kaßberg mit seiner beeindruckenden Architektur.
Dort findet man eines der größten zusammenhängenden Jugendstil- und Gründerzeit-Viertel Europas.
Im Anschluss daran stattete man der Bergbaustadt Freiberg noch einen mehrstündigen Besuch ab.
Highlight waren der Besuch des Domes und ein Orgelvorspiel auf der berühmten Silbermannorgel.
Der Dom begeisterte mit seiner kostbaren Ausstattung, den beiden wunderschönen Kanzeln, vielen mittelalterlichen Skulpturen, der berühmten goldenen Pforte und der fürstlichen Begräbniskapelle der Albertiner.
Am Ende der zweitägigen Fahrt nach Sachsen waren sich alle Teilnehmer und –innen einig, dass die vielen Eindrücke, die man dort durch Besichtigungen und in Gesprächen mit Bürgern gewonnen hat, nachhaltig sein werden und die Zuversicht stärken, dass sich Chemnitz mit großen Schritten, auch dank der Wahl zur europäischen Kulturhauptstadt, zu einer weltoffenen und toleranten, friedensfördernden Stadt im Osten Deutschlands entwickelt.