Am 02.07.2020 fand der zweite Europa-Salon der Europa-Union Aschaffenburg im Kultur-Café Krem statt. Der stellvertretende Vorsitzende Reinhard Paczesny führte charmant und einfühlsam durch das Programm, in dem Musik aus unterschiedlichen Ländern Europas und zeitgenössische Literatur aus Österreich sowie Südtirol und nicht die Politik im Mittelpunkt stand. Die Themenblöcke „POLITIK + MUSIK + LITERATUR“ hatten jeweils einen Zeitrahmen von etwa 30 Minuten und erlaubten in den Pausen anregende Gespräche unter den knapp 20 Teilnehmern, die auf Einladung gekommen waren.

Im ersten politischen Teil stellte Dieter Schornick die Organisation und Themen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft vor. Unter dem Motto „Gemeinsam. Europa wieder stark machen“ hat Deutschland folgende Arbeitsschwerpunkte für die deutsche Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union vom 01.07.2020 bis 31.12.2020 festgelegt: Europas Antwort auf die Corona-Pandemie – ein stärkeres und innovativeres Europa – ein gerechtes Europa – ein nachhaltiges Europa – ein Europa der Sicherheit und der gemeinsamen Werte sowie eine handlungsfähige Europäische Union für eine partnerschaftliche und regelbasierte internationale Ordnung. Die Europa-Union Deutschland hat in ihrer Position, die unter dem Schlagwort „Es ist Zeit für Verantwortung, Zeit zu handeln!“ steht, betont, dass die deutsche Ratspräsidentschaft mehr sein muss als eine routinemäßige Geschäftsführung innerhalb des Rates der Europäischen Union. Deutschland muss daher seiner besonderen Verantwortung für das europäische Friedenswerk gerecht werden und seinen Einsatz erhöhen, damit das in Jahrzehnten Aufgebaute für künftige Generationen gesichert und weiterentwickelt werden kann. Die überparteiliche Europa-Union Deutschland erwartet von der deutschen Ratspräsidentschaft einen starken Impuls zur Vertiefung der europäischen Integration. Multiple Krisen, die Europa seit einem guten Jahrzehnt beschäftigen und seinen Zusammenhalt gefährden, können nur durch mehr europäische Zusammenarbeit, mehr Solidarität und mehr gemeinsame Verantwortung gelöst werden.
Der Musiker Dirk Kilian begeisterte das Publikum von Anfang bis Ende seines Auftritts. Zum einen durch die ungewöhnliche Auswahl seiner Instrumente – Schlüsselfidel, irische Harfe, Oud – zum anderen durch den gekonnten und ausgesprochen vielseitigen musikalischen Vortrag sowie Detailinformationen zu Instrument und Kontext des jeweiligen Liedes. Seine Lieder reichten von Schweden über Schottland, Irland und den Balkan bis nach Kreta. Er wird mit uns auch den dritten Europa-Salon gestalten.
Für den Literaturteil hatte Reinhard Paczesny zunächst eine Neuerscheinung aus Österreich ausgewählt: Helene Adlers Die Infantin trägt den Scheitel links. Sehr bildreich, aber mit Härte werden die Lebensumstände einer Familie von Kleinbauern geschildert, eingezwängt zwischen Verkrustungen aus Religion, Tradition, Armut. Eine satirische Grundausrichtung haben hingegen die Kurztexte von Georg Paulmichl aus Südtirol. Er nimmt jeweils eine ganz leichte Perspektivenverschiebung vor in seiner Gesellschaftswahrnehmung und ermöglicht so ein anderes Sehen von scheinbar Vertrautem.
Abschließend erläuterte der Hausherr, Bernhard Hench, das Konzept des Kultur-Cafés Krem, in dem die Europa-Union einen wunderbaren Veranstaltungsort gefunden hat, und leitete über zu der derzeit laufenden Ausstellung seines inzwischen verstorbenen Schwiegervaters Joachim Schmidt, eines bekannten Malers und Bildhauers aus der Umgebung von Aschaffenburg.
Der Kreisverband hat bereits zwei weitere Termine (24.09.2020 und 03.12.2020, Beginn: jeweils 19:00 Uhr) für seinen Europa-Salon-Veranstaltungen in diesem Jahr festgelegt, die alle im Café Krem nach dem gleichen Schema „Politik + Musik + Literatur“ stattfinden werden. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Ihnen!